

Furth im Wald ist seit jeher katholisch geprägt. Obwohl die Grenze zur ehemals evangelisch dominierten Pfalz ganz nahe verläuft, blieb Furth immer ein Teil Altbayerns – und damit katholisch. Doch nicht nur der Glaube hatte Einfluss auf die Menschen und formte so die Kulturlandschaft insgesamt, sondern auch die Bräuche, die mit dem Glauben einhergingen.
Einwohner legten ein Gelübde ab
Gottesgläubig und fromm waren die Further seit jeher und so erbauten sie sich nicht nur eine stattliche Pfarrkirche, sondern auch zahlreiche Kapellen im Stadtgebiet und rundherum. Hier stehen Sie vor der Leonhardikapelle, deren Geschichte auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Damals, während des Österreichischen Erbfolgekrieges wüteten die Panduren in der Gegend und schleppten Tierseuchen ein, die auch den Viehbestand der Further Bauern befielen. Das war damals lebensbedrohlich für die Menschen. So legten sie ein Gelübde ab, dass sie eine Kapelle errichten würden, wenn ihre Not ein Ende nehmen würde.
Kapelle stand früher am Bayplatz
Ursprünglich stand diese Kapelle am Bayplatz (Foto 2+3), als aber zu Beginn der 1930er Jahre der Verkehr zunahm, wurde sie an ihren jetzigen Standort verlegt. Seitdem findet jedes Jahr an Ostermontag der Leonhardiritt als organisierter Umritt statt. Die Bauern und Pferdebesitzer reiten um die Kapelle herum – die Prozession führt dann weiter zum Stadtplatz, wo eine Feldmesse zelebriert wird. Doch der Termin ist ungewöhnlich: Eigentlich ist der Festtag des Heiligen Leonhard der 6.November, weshalb die meisten Leonhardiritte auch zu der Zeit stattfinden.
Warum es in Furth im Wald anders ist, kann nur vermutet werden: Heimatforscher Werner Perlinger glaubt, dass man schon immer zum Beginn der Feldarbeit im Frühjahr um den Schutz des Heiligen für gesunde Tiere bitten wollte. Neben dem Leonhardiritt gibt es in Furth noch weitere Traditionen, wie etwa das Maibaumaufstellen oder das Ratschen, bei dem Kinder von Gründonnerstag bis Karsamstag von Haus zu Haus gehen und lautstark mit ihren Ratschen die schweigenden Kirchenglocken ersetzen.
Ob Orte oder Rituale: Auch wenn die Bindung zum Glauben abzunehmen scheint, so können dennoch Traditionen den Menschen Halt geben, wie ein Boot. In Zeiten schneller Veränderung ist das besonders wertvoll. Das Beispiel Furth im Wald zeigt, dass Verwurzelung und Weltoffenheit keine Gegensätze sind. Schließlich sitzen wir alle in einem Boot, dem Boot des Lebens.
Autor: Manuela Lang, WanderKultur
Quelle: Heimatforscher Werner Perlinger
Sprecherin: Heidi Wolf, Pressesprecherin der Furth im Wald gGmbH 2025
Fotos: Tourist-Info Furth im Wald
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