Ein lebendiges Kulturerbe zwischen Glauben, Brauchtum und Gemeinschaft
St. Englmar hat sich am Pfingstmontag in ein mittelalterliches Festspiel verwandelt: Blasmusik, Pfingstltuscher, historische Gewänder und eine feierliche Bergmesse machten das 175. Englmarisuchen zu einem besonderen Jubiläum – begleitet vom 925. Todestag des seligen Engelmar.
Herzstück des religiösen Volksschauspiels ist die Auffindung einer lebensgroßen Holzfigur des Dorfpatrons, die symbolisch im Wald versteckt und in einer feierlichen Prozession ins Dorf zurückgetragen wird. Schauspieler in aufwendig gearbeiteten Kostümen – vom Grafenpaar bis zum Jäger – zogen mit der Figur hinab zum Kapellenberg, wo die Bergmesse gefeiert wurde. Ein Moment voller Würde, begleitet von zahlreichen Gästen, darunter auch Manfred Weber, Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament.
Nach dem Gottesdienst ging es mit Musik, Reitern und Vereinen zurück zum Kirchplatz – das feierliche „Te Deum“ rundet die Prozession ab. Anschließend fand das gemütliche Beisammensein im Festzelt statt. Viele Ehrengäste begleiteten den Zug: Manfred Weber, Vorsitzender der EVP-Fraktion, MDL Josef Zellmeier, MdL Tobias Beck, Ludwig Waas, Bezirksvorsitzender der FW, Kreisobmann Franz Schreyer und Altlandrat Alfred Reisinger.









Eine lebendige Tradition – vom Kind bis zum Pfingstl
Wer in St. Englmar aufwächst, wächst in das Englmarisuchen hinein. Bereits Kleinkinder ziehen im Leiterwagerl mit, später folgt der erste Auftritt als Schafhirte oder Kommunionkind. Ein Höhepunkt für viele Jugendliche: der Eintritt in die Gruppe der Pfingstltuscher, die mit meterlangen Peitschen beeindruckende Schnalzkunst darbieten. Unverzichtbar ist der „Pfingstl“ – eine Figur ganz in Fichtenzweige gehüllt, Symbol für Fruchtbarkeit und Frühlingskraft. Sicht null, Schweiß garantiert – und doch ein Ehrenamt mit Stolz.



Engelmar – vom Einsiedler zur Legende
Die Legende erzählt von einem frommen Einsiedler, der um 1100 in den Wäldern lebte. Er wurde aus Neid erschlagen – doch ein Lichtschein verriet sein Grab. Der Leichnam wurde zum Wallfahrtsziel, Engelmar zum Patron des Ortes. Diese Geschichte bildet bis heute das Zentrum des Festes – und ist für viele weit mehr als ein Schauspiel: ein Bekenntnis zur Geschichte und zum Glauben.
Ein Dorf lebt seine Geschichte – und teilt sie weiter
Rund 3.000 Besucher zog es auch dieses Jahr in den Bayerischen Wald, um Zeuge dieses einzigartigen Brauchtums zu werden. Der historische Zug, die Kostüme (entworfen von Franz Högner, bekannt von der Landshuter Hochzeit) und der aufwendig geschmückte Englmariwagen erzählen von tiefer Verbundenheit und Heimatstolz. Dass dabei vieles über Generationen weitergegeben wird, zeigt: Das Englmarisuchen lebt durch seine Menschen.
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