Karl Hacker erweckt Hofanlage aus dem 9. Jahrhundert wieder zum Leben – Eine Perle im Perlbachtal
Was für ein Glück für den historischen Obsthof auf dem Oberkanetsberg, dass sich der Unternehmer Karl Hacker in dieses Fleckchen Erde verliebt hat! Vor einigen Jahren erwarb er das 12 Hektar große Grundstück, sanierte den, dem Verfall preisgegebenen Hof denkmalgerecht, baute einen modernen Stadel samt Brennerei an und setzte die Bewirtschaftung des alten Obstbaumbestandes fort. Samt Neuanpflanzungen tragen nun rund 250 Obstbäume Früchte, doch dem nicht genug: „Wir wollen rundum auch Kräuter anbauen, die wir zu Oberkanetsberger Kräutergeist verarbeitet“, sagt Hacker und deutet auf bereits bepflanzte Granittröge, die die Kräuterwurzeln künftig in Zaum halten sollen. Die schönen Streuobstwiesen werden von Galloways beweidet.

Keine Baugenehmigung: Maschinen und Geräte müssen im Regen stehen
Eigentlich wäre alles hier oben paradiesisch, wären da nicht die landwirtschaftlichen Geräte, die derzeit sprichwörtlich im Regen stehen – und im Winter wohl von Schnee bedeckt sein werden, wenn sich auch weiterhin nichts tut. Denn Karl Hacker hat seine Baugenehmigung damals nur für den „Erhalt der Kulturlandschaft“ bekommen, die Anerkennung als landwirtschaftlicher Betrieb blieb aus. Und so darf er im Moment den bereits bestehenden zweiten Stadel, für die Maschinen und Geräte in dem unten die Galloways überwintern, die im Sommer zwischen den Bäumen grasen, nicht überdachen. „Verstehen kann man das nicht – denn um das hier alles zu bewirtschaften, braucht es schlichtweg landwirtschaftliche Maschinen und Geräte“, sagt der Unternehmer kopfschüttelnd.
Gegründet vom Kloster Metten in der ersten Rodungsperiode im 9. Jahrhundert
Der Oberkanetsberg gehörte mit zum ersten Rodungsgebiet des Klosters Metten, das in dem klimatisch begünstigten Perlbachtal einst 18 Höfe anlegt hatte. Der zweite Hof, der auf Hackers Grundstück liegt, ist schon lange eine, bis auf die Grundmauern zusammengebrochene Ruine. Früher trug sie einen gemauerten Burgfried, von dem man einen Blick bis zum Bogenberg hatte. „Vermutlich ein strategischer Aussichtsposten“, meint Karl Hacker, der sich auch intensiv mit der Geschichte dieses Ortes beschäftigt hatte. Nach den Benediktinern übernahmen die Degernberger ab 1240 hier oben das Sagen. Für sie war die Lage entlang der Trasse über das Kalteck, auf der Waren in und aus dem Bayerischen Wald in den Donauraum gelangten, wirtschaftlich interessant.

Denkmalschutz und Naturschutz
Fragt man Karl Hacker, warum er sich so für den Oberkanetsberg ins Zeug legt, bekommt man eine einfache Antwort: „Ich liebe diesen Ort und könnte mir keinen besseren Platz vorstellen.“ Und froh, dass er sich des alten Gebäudes angenommen hat, ist auch die Denkmalschutzbehörde. „Ich wollte den Anbau eigentlich analog wie das alte Haus machen, doch die Denkmalschützer waren der Meinung, das Moderne solle sich auch optisch vom Historischen absetzen.“ Doch angesichts der hochwertigen Materialien und der ansprechenden Bauform, besteht daran kein Zweifel, dass Hacker das vorbildhaft umgesetzt hat. Wie vorbildlich die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen praktiziert wird, hatte auch schon öfter Hans Göding, der Leiter des landwirtschaftlichen Lehr- und Beispielbetriebs des Bezirks Niederbayern in Deutenkofen hervorgehoben.

Streuobstwiesen und Handwerkliche Brennkunst als „Immaterielles Kulturerbe der Unesco“
Seit 2021 werden Streuobstwiesen auch von oberster Stelle in ihrer Bedeutung gewürdigt: Sie wurden in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen, weil sie „artenreiche Biotope sind, die zahlreiche Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Sie sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung hervorgegangen und direkt an menschliches Wissen gebunden“, so die Begründung.
Dass seit März 2025 auch die „Handwerkliche Brennkunst“ ist in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, weiß Karl Hacker selbst erst seit Kurzem, als er bei einer anderen Brennerei das entsprechende Schild am Eingang entdeckte. Die Begründung der Unesco-Kommission lautete: „Die Handwerkliche Brennkunst ist vor allem im süddeutschen Raum eine verbreitete und identitätsstiftende Handwerkstechnik. Mit dem Erhalt der Brennkunst geht auch der Erhalt der Streuobstwiesen einher. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Sicherung von Kulturlandschaft und Artenvielfalt geleistet, womit nicht nur ökonomische Wertschöpfung, sondern auch ökologische Vielfalt einhergehen.“
Karl Hacker hat den Oberkanetsberg mit seiner über 1000-jährigen Geschichte also nicht nur zu neuem Leben verholfen, sondern ihn auch rundum zu einer Perle in Sachen Denkmalschutz, Naturschutz und Erhalt einer uralten Kulturlandschaft gemacht. Bleibt zu hoffen, dass er demnächst auch seinen Maschinen ein Dach über dem Kopf bauen kann. „Das kriegen wir sicher noch hin“, spricht am Ende der Unternehmer aus ihm, der lösungsorientiert nach vorne schaut.