Der Further Drachenstich ist Immaterielles Unesco-Kulturerbe in Deutschland. Er ist Jahrhunderte alt und damit das älteste Volksschauspiel Deutschlands. Doch warum ist es so besonders? So richtig verstehen können das natürlich nur die Further selber – für sie herrscht jedes Jahr im August Ausnahmezustand und die Beteiligung am Drachenstich sowie am historischen Umzug gehören wie selbstverständlich dazu!
Eine uralte und gelebte Tradition
Kurz erklärt: Der Drachenstich ist eine uralte, gelebte Tradition in Furth im Wald, die die Jahrhunderte überstanden hat und die, obwohl sie sich stets verändert hat und manchen Gegenwind bekam, immer am Leben geblieben ist. In den Festwochen im August steht die Stadt Kopf und auch sonst ist der Drache als Symbol im Stadtbild überall präsent.
Woher kommt der Drache?
Wir versuchen, dem Further Drachenkult auf den Grund zu gehen: Alle Völker der Welt kennen seit Urzeiten den Mythos des Drachen, der aus verschiedenen Tieren zu bestehen scheint: Ein bisschen Echse und Schlange, etwas Vogel, manchmal mit Hörnern, immer mit großen Klauen und Feuer speiht er auch noch! Er ist der gefährlichste Widersacher des Menschen überhaupt. Außer in Asien, da gibt es auch freundliche Drachen.
Heiliger Georg als erster Drachentöter
In unserem Kulturkreis beginnt der Mythos vom Drachentöter mit dem katholischen Glauben, speziell mit dem Heiligen Georg. Heute würde man ihn als Superstar feiern. Welche Heldentaten er genau vollbrachte, ist unklar. Jedenfalls wurden Lieder über den ritterlichen Drachenkämpfer aus Byzanz geschrieben. Und als die Kreuzritter heimkehrten, hatten sie die Geschichte vom Drachentöter St. Georg im Gepäck. Er wurde zum Patron der Kreuzfahrer, adeliger Ritterorden und sogar der Wittelsbacher, viele kirchliche Bauten wurden ihm geweiht. Er wurde berühmt. Der Ritter, der gegen einen Drachen kämpft und ihn tötet, hielt Einzug bei vielen Fronleichnamsprozessionen im Land (z.B. auch in Landshut, München oder Wasserburg).
In Furth ist es nicht sicher, wann dieses Spektakel im Anschluss an die Prozession eingeführt wurde. 1754 wurde von einer 200 Jahre alten Tradition des „Drakenstecken“ geschrieben, also war es Mitte des 16. Jahrhunderts. Ab 1646 sind Rechnungen überliefert, die derjenige bekam, der „im Lindwurm gangen“ ist, also in das Drachenkostüm schlüpfte. Meist war es der Stadtärmste, der ein paar Maß Bier dafür bekam und hoffte, dass ihn die Lanze des Ritters nicht doch versehentlich aufspießte.
Der Drachenstich war ein Anziehungsmagnet, der Geld einbrachte. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte sich der Umzug lange halten, obwohl er der Kirche zunehmend ein Dorn im Auge war. Land auf, land ab wurde das Drachenstechen abgeschafft, in Furth wurde noch vergleichsweise lange daran festgehalten. Irgendwann aber kam es soweit, dass der Drachenstich aus dem Fronleichnamsgeschehen herausgelöst wurde und in der Folge als eigenständige Veranstaltung auftrat. Ab 1879 gab es dann auch inhaltlich keinen Bezug mehr zu Fronleichnam, stattdessen wurde der Drachenstich als Festspiel inszeniert.
Autor: Manuela Lang, WanderKultur
Quelle: Heimatforscher Werner Perlinger
Sprecherin: Heidi Wolf, Pressesprecherin der Furth im Wald gGmbH
Fotos: Tourist-Info
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