

Fluch und Segen bedeutete die Grenzlage seit jeher für Furth im Wald. Einerseits verliefen hier früh Handelswege, andererseits war man nahe der Grenze immer den kriegerischen Auseinandersetzungen ausgeliefert. Und so entwickelte sich die Stadt, die 1086 erstmals als der Weiler „Vurte“ erwähnt wird, wirtschaftlich nicht so gut wie andere Siedlungen im Hinterland.
Erst im 16. Jahrhundert, als es über längere Zeit friedlich blieb, konnte die Stadt wachsen. Zudem hatte ab 1469 eine Grenzhauptmannschaft ihren Sitz im herzoglichen Pflegerschloss auf der Bergkuppe oberhalb des Stadtplatzes, was für mehr Sicherheit sorgte.
Die Bahn brachte den Aufschwung
Einen großen Schub in Sachen Stadtentwicklung machte Furth im Jahr 1861, als der Grenzbahnhof eröffnet wurde. Hier trafen sich nun die Bayerische Ostbahn und die Böhmische Westbahn: Der größte Bahnhof Ostbayerns mit einer Frontlänge von 100 Metern wurde bis 1953 auch von der ehemaligen K.u.K. Monarchie und der nachfolgenden Tschechoslowakei mit benutzt. Die Bahn brachte Investoren und Geld in die Stadt: Ab 1868 wurde in Bayern eine neue Gewerbeordnung erlassen, die künftig eine Gewerbefreiheit für alle erlaubte. Damit wollte man auch die Zahl der Auswanderungen stoppen, denn einige Menschen sahen damals im ärmlichen Bayerischen Wald kaum Zukunftschancen und wanderten „ins Amerika“ oder zumindest in Städte wie München, Nürnberg oder Wien aus. 1861 wurde außerdem die freie Wahl des Wohnortes für Juden eingeführt. Es siedelten sich fleißige jüdische Geschäftsleute in Furth an, die Handelsgeschäfte errichteten.
Die Stadt verändert ihr Gesicht
Nun entwickelte sich Furth zu einem Industriestandort. Die Stadt wuchs, denn mehr Einwohner brauchten auch mehr Wohnraum. Nach einigen Bränden zum Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem aber nach dem großen Stadtbrand von 1863, veränderte sich das Gesicht der Stadt: So brannte damals auch das Schloss ab, heute sind dort nur mehr der Brunnen, der Lärmerturm und der Stadtturm erhalten, der im Tudorstil wieder gänzlich neu aufgebaut wurde. Mit der Industrialisierung und dem nun einsetzenden Wohlstand wurden von erfolgreichen Unternehmern immer häufiger auch villenähnliche Gebäude im Stil des Historismus errichtet. Sie fallen noch heute im Stadtbild auf.
Ende des Zweiten Weltkrieges als Einschnitt
Der nächste große Einschnitt, der die Stadt geprägt hat, war das Ende des Zweiten Weltkrieges. Wegen der Lage an der Eisenbahnlinie Nürnberg-Prag war Furth im Wald über mehrere Jahre hinweg Auffangort für fast eine Million Flüchtlinge – auf dem Gelände des ehemaligen Flüchtlingslagers hinter dem Bahnhof (Foto 2) finden Sie heute das Museum Flederwisch. Viele der Flüchtlinge aus den deutschsprachigen Gebieten in Tschechien fanden hier eine neue Heimat und trugen zum Aufschwung der Stadt in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts bei.
Früher am Ende „der Welt“, heute im Herzen Europas
Während des Eisernen Vorhanges war in Furth die Welt zu Ende – zumindest die westliche Welt. Die Abhörtürme am Hohenbogen und am Čerchov zeugen noch heute von dieser Zeit. Die Grenze war mehr Fluch als Segen. Heute aber liegt die Stadt im Herzen eines vereinten Europas, das von der Vielfalt lebt und vom Austausch profitiert. Der Bahnhof in Furth im Wald steht wie kein anderer Ort für die wechselvolle Geschichte an der bayerisch-böhmischen Grenze. Noch mehr über die deutsch-tschechische Geschichte erfahren Sie bei einer der Further Stadtführungen.
Autor: Manuela Lang, WanderKultur
Quelle/Fotos: Heimatforscher Werner Perlinger, Tourist-Info Furth im Wald
Sprecher: Toni Lauerer